[Review] Patricia Rabs: Vollkommen

23356973Teresa lebt in einer Welt in der Zukunft, in der die Fähigkeit, Blut spenden zu können, darüber entscheidet, ob man in Armut lebt oder in der priviligierteren „Mitte“ wohnen darf.

Teresas bester Freund lebt mit seiner Familie in Armut, hat aber durch sein Blut die Chance auf ein Leben in der Mitte für sich und seine Familie.

Teresa hingegebn droht der Umzug in den „Rand“. Doch als sie ihn zur ersten Blutspende begleitet wird auch von ihr eine Blutprobe genommen, wodurch eine Lawine losgetreten wird, mit der niemand gerechnet hätte, am wenigsten sie selbst.

Ich habe in letzter Zeit einige Bücher aus dem Impress-Verlag gelesen und obwohl die Inhaltsbescheibungen fast immer grandios klingen und die Ideen mich immer begeistern, hat mich noch kein Buch überzeugen können. Das hat sich nun endlich geändert. Die Autorin bietet eine frische, interessante Idee in der Masse der Dystopien und sie schafft es, den Spannungsbogen fast dauerhaft aufrecht zu erhalten. Unerwartete Wendungen, aufgedeckte Geheimnisse, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen und Charaktere, die einem ans Herz wachsen lassen den Leser mitfiebern und verwandeln das Buch in einen echten Pageturner.

Es gibt auch erfreulich wenige Fehler wie falsche Wörter, die die Rechtschreibprüfung nicht packt.

Die Welt mit den verschiedenen Bereichen wird gut beschrieben, aber man hätte da noch mehr Details einbauen können und so alles noch ein wenig lebhafter wirken lassen zun Beispiel noch mehr zur Architektur und zur Kleidung der Zukunft.

Sollte es keine Fortsetzung geben, wäre mir das Ende zu offen, aber wie es scheint, wird es noch einen zweiten Band geben (ich hoffe, sehr bald!)

Definitiv eine Leseempfehlung! 5-sterne-schw

[Review] Sandra Bäumler: Eisblaue Augen

23159850Alex (18 Jahr) findet in einer alten Ausgabe von „Jane Eyre“ ihrer verstorbenen Großmutter die Seiten eines Tagebuches, das von einer jungen Gouvernante verfasst wurde, die Ende des 19. Jahrhunderts eine Stellung in einem Herrenhaus annimmt und sich in den Hausherrn verliebt. Sie will der Geschichte nachgehen und das Herrenhaus, das nun eine Pension ist, besuchen. Dort trifft sie auf den charmanten, aber undurchsichtigen Jay.

Das Cover ist schon ein richtiger Hingucker, wunderschönes Foto und toll gestaltet! Ebenfalls sehr positiv war der Spannungsbogen der Geschichte, vielleicht manchmal etwas zu flott reihen sich die spannenden Momente aneinander und man kann das Buch kaum zur Seite legen. Die 2 Ebenen, auf der die Geschichte spielt, sind ja genau mein Ding in Büchern, wobei mir die Vergangenheitsebene etwas zu kurz kommt.

Es ist mir schwer gefallen, das Buch zu bewerten. Die Idee ist grandios, die Geschichte schnell und locker erzählt, aber der Stil… mein Gott, Gefühlsbeschreibungen wurden immer mit sehr „tierischen“ Bildern beschrieben, da schlagen Kanarienvögel in der Brust Purzelbäume, Schlangen schnüren einem die Luft ab, bildliche straußeneigroße Klumpen im Hals müssen geschluckt werden irgendwann wurde das einfach zu viel, zumal die Bilder nicht wirklich zur Veranschaulichung dienen, sondern einfach nur albern und ungeschickt wirken.

Ganz schlimm wurde es in den recht häufigen und für ein Jugendbuch sehr expliziten Liebesszenen, man hatte das Gefühl, dass man ein furchtbar kitschiges Groschenheftchen in den Händen hielt (als Beispiel werfe ich nur mal das Wort „erzittern“ in den Raum) und es war bestenfalls unfreiwillig komisch. Dabei waren die Settings und Momente eigentlich perfekt, das hätte richtig ansprechend werden können!

Hier war ich etwas entsetzt, dass trotz Verlagsunterstützung etwas veröffentlicht wird, was stilistisch auf so einem amateurhaften Niveau liegt. Die Idee hätte ein richtig tolles Buch hervorbringen können.

Pädagogisch finde ich es in einem Jugendbuch auch etwas ungünstig, dass beim Sex auf „Schutz“ verzichtet werden, weil er als „das, was er ist“ (will nichts spoilern) keine Krankheiten übertragen kann und es nur zu einer Schwangerschaft kommen kann, wenn er es bewusst will. 3-sterne-schw

[Review] Hape Kerkeling: Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich (Hörbuch)

23391488Das Buch beschreibt neben einigen aktuelleren Anekdötchen aus dem Leben von Hape Kerkeling vor allem seine Kindheit. Das wirkt zunächst recht leicht und fast banal, seine Geschichten sind zwar sehr nett erzählt und regen immer wieder zum Schmunzeln an, sind aber doch nur amüsante Kindheitsgeschichten. Dann wird durch die Krankheiten naher Angehöriger, besonders dramatisch die der Mutter, die sich aufgrund von Schmerzen und Depressionen immer weiter von der Familie entfremdet, die Stimmung düsterer bis sie schließlich ins Rabenschwarze abkippt.

Der Spagat zwischen den Kindheitsspäßen und der Dramatik in der zweiten Häfte war mir manchmal zu extrem, manchmal war es mir einfach etwas zu locker-flockig-banal. Insgesamt aber nach „Ich bin dann mal weg“ ein überraschend tiefgründiges Buch des Komikers. Gerade als Hörbuch sehr zu empfehlen. 4-sterne-schw

[Review] Bettina Hennig: Ich bin dann mal vegan

23548068Aufgrund eines Interviews beschließt die Autorin (und Journalistin), der veganen Ernährung eine Chance zu geben. In der Beschreibung der daraus folgenden Veränderungen in ihrem Leben geht sie weniger auf die alltäglichen Anfangsprobleme ein, sondern vor allem darauf, wie ihr Umfeld reagiert, wie sie schrittweise von der Ernährung weiter über den Tellerrand blickt und auf Demos geht, beim „Containern“ mitmacht und nachts in einen Mastbetrieb eindringt.

Das Buch ist locker geschrieben und angenehm zu lesen, es kommt zunächst scheinbar „unbelehrend“ daher, dies ändert sich aber leider zunehmend zum Ende hin.

Mit Ausnahme derjenigen, die sowieso schon in der Richtung unterwegs waren, scheint ihr Umfeld nur Spott, das massenhafte Zusenden von (ihrer Meinung nach) undurchdachten Studien über die Schattenseiten der veganen Ernährung oder latente Aggression für sie übrig zu haben. Oft hatte ich das Gefühl, dass sie angeblich stattgefundene Diskussionen, Gespräche und Begebenheiten deutlich „aufgepeppt“ hat, um ihr Buch spannender zu machen, Dramatik zu erzeugen und sich selbst als Opfer von unterschwelligen Veganer-Hassern (als die sich ausgerechnet ihre Freunde dann entpuppen) darzustellen.

Und so oft wie sie beschreibt, wie unglaublich jung (oft schätzt sie das Alter zunächst 10 Jahre jünger ein) Veganer doch aussehen, wächst der böse Gedanke in mir, dass das eigentlich ein Hauptgrund für ihren Entschluss, weiterhin vegan zu leben ist. So heißt es auch im Klappentext. „Sie verliert jeden Tag an Falten und Gewicht…“

Ich ernähre mich selbst seit etwas über einem Jahr vegan und habe nur positives und interessiertes Feedback aus meinem Umfeld bekommen. Die ältere Generation fragt maximal besorgt nach, ob ich denn noch genug Eisen zu mir nehme. 😉 Wenn sie also sooo schlechte Erfahrungen mit ihren Freunden und Bekannten macht, liegt es entweder an ihr selbst oder an der Auswahl ihrer Freunde. Oder… sie bauscht alles maßlos auf, um ihre Geschichte dramatischer zu gestalten…

Eigentlich ein nettes Buch, das mich aber nur allzu oft ziemlich genervt hat. 2-sterne-schw

[Review] Jon Krakauer: Into thin air

1898This book took me to the peak of Everest and back, not just in setting but also emotionally. Written by one of the climbers to the peak on the fatal day of the tragedy in 1996 it is a close witness account of the events.
The first half was a bit slow to be honest with history of expeditions, early records, tragedies and the early events on the climb to the top of the author and his group. He started the book with the scene at the top and the upcoming clouds at the horizon, which for me took a lot of the tension away until the story was at that point again. But that was just me. I don’t like this technique in TV-shows either.
But then… Wow, more gripping, touching and unbelievable than most fiction I ever read. I won’t get some of the described images out of my mind for quite a while.
People at their limits, horrible deaths, surprising survivals and overall snow and ice and coldness. I was inching deeper under my covers with every page I read and really treasured the working heating next to me.
Defintetely a worthy read but make sure to have hot beverages close by! 4-sterne-schw

[Review] Morgan Matson: Since you’ve been gone

18189606Shy and reserved Emily is missing her best friend Soalne who left without a trace with her parents. When a letter by her arrives that includes a list of things Emily wouldn’t normally do like „kiss a stranger“ or „dance the night away“, she is determined to fullfill the tasks on the lists, hoping this will bring her friend back to her.

The writing style is nice and easy and fun, the characters however never grew on me. The heroine seemed just designed to be this shy person so she can get over it, it never actually felt like it was a real character, her shyness never felt believable, it was just a character trait that was purely there to be eliminated. The way she gets over her shyness felt just so staged and just way too easy.

And the tasks on the list? They aren’t really all that daring I think, most is easily done, even for a shy teenage girl. She just ticks them off on the list without major problems, which makes the whole story pretty boring.

And once again we have the kind of parents that seem to be in every second YA book. WAAY too busy to have a clue about their teenage daughter being away half of the night.

The ending came too fast and too easy for my liking.

I really loved „Amy and Roger’s epic detour“ by the same author and first I was thrilled to have some playlists again in this one, but it soon seemed like a shallow copy of the real thing. 2-sterne-schw

[Review] Alan Bradley: As Chimney Sweepers Come to Dust (Flavie de Luce #7)

21874813Tread carefully if you haven’t read the 6th instaöment, this is no real, huge spoiler but I was surprised by the ending of book 6 and don’t wanna spoil the surprise for anybody.

Flavia sets out for a new life: She arrives at her new school in Canada and is torn between excitement and homesickness. But luckily (for someone like our Flavia) in her first night at the new school a dead body is found. To Flavia’s joy in the chimney of her own bedroom.

The following days are filled with her adjustment to the new school as well as investigations that reveal missing students during the past years.

Hmmm, technically it was all there. Flavia, her lovely chemistry nerdiness, a murder, investigations and an exciting new setting I was really looking forward to. But apart from the feeling of being back „home“ in Flavia’s world which I really enjoyed, there seemed to be something missing in this installment. I don’t think it was the new setting and there were lots of mentionings of the beloved and/ or quirky characters from back home to have the feeling, they were „in“ the story. I also missed some of the storylines that had built up over the series. It was too much of a fresh start to me without a really exciting new storyline.

The crime itself never captured my full attention, it felt a bit forced that Flavia stumbles over a dead body like that to begin with and the investigations missed some of the Flavia spark.

The setting of the new school and other places in Canada was as amazing as the vivid settings like Buckshaw and Bishop’s Lacey we got to love in the previous instalments.

But if you love the series you will enjoy Flavia’s Canadian adventure as I did.

(I was given a free digital copy of this book by the publisher via NetGalley.)4-sterne-schw

[Review] Yana Toboso: Black Butler 1

6690979Story
Sebastian ist Butler des Phantomhive Anwesens in der Nähe von London im ausgehenden 19. Jahrhundert. Er hat alle Hände voll damit zu tun, den Haushalt zu führen, das Personal unter Kontrolle zu halten und den jungen Earl Ciel zu zügeln. Doch ihn und den Earl verbindet ein dunkler Pakt, denn unser eleganter, athlethischer und patenter Butler ist eigentlich ein Dämon, der Ciel bei seinen Racheplänen nach dem Tod seiner Eltern unterstützt.

Zeichnungen
Die Zeichnungen sind wirklich wunderbar, ich liebe die zum Teil sehr detailreichen Darstellungen des Anwesens und der Garderobe der Helden. Die Charaktere sind ebenfalls beeindruckend, mal komisch, mal niedlich, mal elegant. Sehr gut haben mir auch die Anordnungen der einzelnen Zeichnungen gefallen, das Kästchen-Schema wird oft unterbrochen und aufgelockert, es gibt ganzseitige Zeichnungen und Zeichnungen im Hintergrund. Das Layout der Gesamtseite wurde offensichtlich stets gut durchdacht. Rein optisch schon ein echtes Highlight!

Fazit
Der Manga macht Lust auf mehr, im ersten Teil wird viel über das Setting und die Charaktere vermittelt, aber es gibt auch einen echten Spannungsbogen, der aber nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Geschichte einnimmt. Mir hat das nichts ausgemacht, weil ich es einfach genossen habe, in die Welt zu versinken und die optischen Leckerbissen zu genießen. Es ist eben ein Einführungsband, bei dem das Hauptaugenmerk auf der Vorstellung der „Welt“ und der Charaktere liegt. Der Humor ist trocken und genau mein Ding. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen.4-sterne-schw

[Review] Leo Tolstoi: Krieg und Frieden

8878021Ich habe lange gehadert, wie ich dieses Buch bewerten soll. Es hat mir gefallen, war aber oft einfach mühsam und für meinen Geschmack zu ausschweifend. Die drei Sterne, für die ich mich letztlich entschieden habe und die meinem Leseerlebnis am besten entsprechen, sind in gewisser Weise absolut unpassend, denn sie scheinen auf ein mittelmäßiges Buch hinzuweisen, und mittelmäßig ist rein gar nichts an Krieg und Frieden.

Es geht hier um militärische, gesellschaftliche und private Verwicklungen zur Zeit der napoleonischen Kriege, die ineinander verwoben, parallel erzählt werden. Es gibt einige Protagonisten und unzählige, immer sehr detailreich beschriebene Nebenfiguren.

Tolstoi schafft es wirklich, den Leser ins Russland des frühen 19. Jahrhunderts zu entführen. Sowohl das gesellschaftliche Parkett, als auch die grausamen Kriegsbeschreibungen sind stets lebendig und detailreich beschrieben. Einzig, wenn er hin und wieder im Hauptteil und sehr ausschweifend im Epilog über Geschichte philosophiert, wird es langweilig (für mich). Die Geschichte wird zur Seite gestellt und man hat das Gefühl, ein Sachbuch über Kriegstheorie und -philosophie zu lesen.

Was mir einfach gefehlt hat, war eine anhaltende Verbindung zu den Protagonisten der Erzählung. Tolstoi beschreibt Charaktere, ihr Äußeres und ihre Motive immer sehr analytisch und distanziert, was mir persönlich nicht besonders liegt.

Gut gefallen hat mir die Entwicklung einiger Charaktere, die sich vor dem Hintergrund ihrer individuellen Schicksale entfalten und wachsen.

Für mich persönlich hätte man die Geschichte von 2400 auf 700 Seiten kürzen können und hätte dadurch Geschichte und Hintergrund einfach besser auf den Punkt bringen können.

Mir lag Tolstois Anna Karenina viel mehr, nachdem ich mich dort eingelesen hatte, habe ich an den Seiten geklebt, mitgefiebert, mitgelitten, mich über Anna aufgeregt… in Krieg und Frieden gab es nur sehr wenige Momente, in denen ich wirklich mitgefiebert habe. Der direkte Vergleich der zwei Bücher hat dann auch den entscheidenden Anstoß gegeben, nur 3 Sterne zu vergeben, also 2 weniger als bei Anna Karenina.3-sterne-schw

[Review] Vladimir Nabokov: Pale Fire

7805Das Buch bewegt sich auf mehreren Ebenen. Zum einen das 999zeilige Gedicht des fiktiven Autors John Shade, der im Gedicht unter anderem den tragischen Tod seiner Tochter verarbeitet. Zum anderen wird ein Kommentar zum Gedicht nachgestellt, den der ebenfalls fiktive Charles Kinbote verfasst hat. Darin analysiert er das Gedicht, fügt wissenswertes über das Privatleben seines Freundes und Nachbarn Shade ein, aber er läßt es sich auch nicht nehmen, die Geschichte eines Königs aus einem fiktiven, aber an Russland erinnernden Landes, im Exil zu berichten (view spoiler) . Die Anmerkungen tragen so erstaunlich wenig zum Verständnis des Gedichtes bei, sondern verlieren sich in einer völlig anderen Geschichte.

Zuerst war ich sehr verwirrt und bin zwischen Gedicht und jeweiliger Anmerkung hin und her gesprungen, was mir aber den Lesefluss zerstört hat. Ich habe dann zuerst dann Gedicht komplett gelesen und danach die Anmerkungen, von denen aus ich dann zurück zum Gedicht geblättert habe. Diese Methode hat für mich am besten funktioniert.

Als ich dann meinen Rhythmus gefunden hatte, bin ich mehr und mehr in die schräge Struktur eingetaucht, Es gab bewegende Momente, lustige Momente, wunderbare Formulierungen und Bilder (hach, Nabokov kann einfach schreiben) und ständig das Gefühl, Nabokov hinter mir kichern zu hören, wenn ich mich wieder einmal gefragt habe, was sich hinter der Metaebene (also der Ebene des Kommentars) verbirgt.

An „Lolita“ kommt das Buch für mich nicht heran, aber Nabokov ist wieder ein echtes Glanzstück gelungen. 4-sterne-schw